Brasilien

20.09.2011  Caipirinhas, Samba und Zuckerhut


 „Wir können euch die Boardingpässe nicht geben, ihr habt kein Weiterflugticket aus Brasilien.“, sprach die Frau am TACA-Schalter im Flughafen von Lima in gebrochenem Englisch, nachdem irgendein Wichtigtuer unser Around-The-World-Ticket nicht anerkannte. Nach einer halben Stunde Diskussion mussten wir gezwungenermaßen 30 Minuten vor Abflug für $ 1200 ein Ticket kaufen, weil wir sonst bis zur Abschiebung in Peru hätten verharren müssen. In São Paulo angekommen, wollten wir das Ticket sofort stornieren, aber auf unsere Email haben wir bis heute keine Antwort. In Rio fanden wir dann das Büro der Fluggesellschaft, wo wir innerhalb von fünf Minuten den Flug storniert hatten und eine Zusage, dass wir wahrscheinlich sogar den vollen Betrag zurückgezahlt bekommen.

Catedral da Sé, São Paulo
Catedral da Sé, São Paulo

In São Paulo verbrachten wir fünf sehr angenehme Tage. Wir wurden sehr gut umsorgt, überall mit dem Auto hingebracht, da man für 10 km schon mal 45 Minuten brauchen kann, aber es ja gleich um die Ecke ist, haben mordsmäßig viele und extrem gute Sachen gegessen und leckere Säfte getrunken und in einem enorm bequemen Bett bei Diegos Schwester in Vila Madalena schlafen dürfen. Für Christian war es auch sehr interessant alte Freunde wieder zu treffen und die Stadt mit ein paar Neuheiten zu erkunden. Aus meiner Sicht ist São Paulo eine wirklich große, aber recht schöne Stadt, der man die 10 Millionen Einwohner nicht unbedingt ansieht, wo man aber überall soviel essen und unternehmen kann. Man braucht halt nur eine Weile von A nach B. Dank Jannes Kurzeinführung im letzten Jahr stand ich nicht allzu doof da, als wir mit Diego zusammen Samba tanzen waren, was ein sehr lustiger und lauter Spaß ist. Ich habe sogar eine coole Fahne als Andenken bekommen. Was wir beide auch sehr genossen haben, waren die allabendlichen Caipis :).

Nachdem wir uns schweren Herzen von den lieben Menschen und São Paulo verabschiedet hatten, ging es mit dem Bus nach Rio de Janeiro.

Blick auf Rio
Blick auf Rio

Die “Cidade maravilhosa“ hat an Party, Saftbars, wunderschönen Kirchen, Strand und Meer wirklich viel zu bieten. Mit dem Herrn Lehmann und seiner frisch Angetrauten haben wir aber zu allererst die zwei Hauptattraktionen, Christusstatue und den Zuckerhut, bestaunt. 

Bei beiden waren Milliarden von Menschen zugegen. Als wir abends die Skyline von Rio vom Zuckerhut bestaunen wollten, war das Wetter allerdings nicht mehr ganz so wunderbar, so dass wir nicht den gleichen perfekten Ausblick geboten bekamen, wie Christian vor sechs Jahren. Dennoch hatten wir vom etwas niedrigeren Urca einen traumhaften Ausblick.

Christusstatue
Christusstatue

Natürlich haben wir die beiden auch zum All-you-can-eat-Pizza-essen geschleift, wo wir zwar kleine Stücke, aber dafür mehr Belag als Teig auf den Teller bekamen. Auch für mich neu war Pizza mit Schokolade, Brigadero oder Banane mit Zimt und süßer Milch. Auch, wenn´s vielleicht komisch klingt, wir haben es alle vier sehr genossen. Nach drei Tagen in Rio haben wir das Hostel mit den vier lustigen kleinen Puschelohraffen und den verwirrten Angestellten verlassen und begaben uns auf die Busreise nach Vítoria.

29.09.2011  Von Rio nach Salvador

 

In Vitória angekommen, haben wir nach längerem Hin und Her noch ein günstiges Hotel gefunden. Leeman erlitt erst einmal einen Schock, weil die Absteige doch ziemlich heruntergekommen war. Aber selbst hier war das Frühstück überraschenderweise, wie fast überall in Brasilien, sehr gut. Am nächsten Morgen brachen wir zum Stadtrundgang auf. Es gab wieder viele schöne frisch restaurierte Gebäude und sogar eine kostenlose Kunstausstellung zu besichtigen. Als Erfrischung zwischendurch gönnten wir uns immer mal wieder einen leckeren frischen Obstsaft oder ein Eis.

Palácio Anchieta, Vitória
Palácio Anchieta, Vitória

In Itaúnas fanden wir eine wunderschöne zu Flitterwochen passende Pension, wo wir gern länger verweilt wären. Unsere Zeit war aber auf zwei Tage begrenzt, welche wir nutzten um eine kleine Wanderung durch ein bisschen Atlantischen Regenwald und hohe Sanddünen zu machen und am Strand, an dem wir die einzigen Besucher waren, in der Sonne zu lungern. Eigentlich sollte unsere Wanderung uns vorbei an Telegraphenmasten zu einer sandverschütteten Kirchenruine führen, die sich allerdings nicht finden lies, auch als wir am letzten Tag den Wegweiser fanden war dort nirgends eine Spur von einer Ruine- wohl endgültig verschüttet.

Strand in Itacaré
Strand in Itacaré

Nachdem wir in Costa Rica ja vergeblich nach einem Traumstrand gesucht hatten wurden wir in Itacaré fündig. Wie in einer Filmkulisse tat sich nach einer kurzen Wanderung durch eine Art Regenwald ein atemberaubender Anblick auf. Weißer Sand, türkisfarbenes Wasser, umsäumt von Palmen und saftigem Grün, kleine Strohhütten im Hintergrund bei strahlendem Sonnenschein – einfach traumhaft und unfassbar schön. Auch an diesem einzigartigen Ort waren wir nahezu allein.

Nach erholsamen Tagen am Rande der Zivilisation ging es wieder in eine etwas größere Stadt. Salvador da Bahia sollte unsere letzte Station mit unseren beiden Besuchern sein. Am ersten Tag machten wir einen Rundgang durch die Altstadt, welcher uns die verschiedensten Kirchen und Häuser zeigte. Teilweise erst neu renoviert und wirklich sehr schön anzusehen mit ihren Verzierungen und farbenfrohen Anstrichen, andererseits wirklich heruntergekommen und zerfressen von Wind und Salz. Vor allem beeindruckend war die Igreja de São Francisco mit mehreren hundert Kilo Blattgold im Inneren. Man wird förmlich erschlagen von der Wucht des Goldes.

Salvador
Salvador

Am zweiten Tag machten wir eine geführte Tour mit einem ausgewanderten Deutschen außerhalb der Touristenattraktionen. Dazu fuhren wir eine ganze Weile an den Rand Salvadors auf einen Markt für Einheimische. Dass dort nicht so oft Touristen erscheinen merkten wir daran, dass plötzlich eine Gruppe Teenies vor uns stand und mit ihren Handys wild zu fotografieren anfing. Aus unserer Sicht gab es viel, was man fotografieren hätte können, aber wir als Objekt der Begierde war dann doch etwas befremdlich. Aber an das Gefühl des neuen Ruhms gewöhnten wir uns schnell und genossen das bunte Treiben. Kaufen konnte man mal wieder so ziemlich alles, was man sich vorstellen kann. Ähnlich, wie in Nicaragua gab es auch hier jegliche Körperteile von Tieren zu bestaunen und zum Essen zu kaufen. Eine uns noch nicht bekannte Abteilung war die, wo nur die Schamanen und Priester einkaufen gehen. Dort gab es alles erdenkliche der afrikanischen Glaubenskultur und des Katholizismus zu kaufen. Da die beiden Glaubensrichtungen sich hier sehr vermischt haben gab es allerhand merkwürdige Sachen - was man nicht alles mit einer einfachen Mariafigur machen kann. Nach bemerkenswerten Eindrücken auf dem Markt ging es weiter auf eine Insel, wo wir ein kleines Dörfchen durchstreiften, welches aus ein paar Hütten, einer Kirche und einem Platz umsäumt von Bars bestand. Wie bei uns Katzen gab es dort freilaufende Hühner, Hunde und Esel. Die Menschen dort lebten sehr entspannt und einfach. Zu Mittag gab es eine leckere Moqueca und danach ging es bei mittelstarkem Wellengang auf einem kleinen Boot auf die andere Seite zurück. Dies war enorm witzig und aber auch nass. Eddi, der Führer, zog seine nasse Hose aus und lief die restliche Zeit in seinem knappen Badehöschen rum.

Höhle im Chapada Diamantina NP
Höhle im Chapada Diamantina NP

Am nächsten Tag verabschiedeten wir Christian und Minna zum Flughafen und wir unternahmen eine Tour zur Ilha Itaparica. Die Strände dort waren allerdings nicht zu vergleichen mit denen in Itacaré.

Weil wir noch immer auf unseren Airpass warten, die Agentur aber unfähig ist, uns diesen endlich zu schicken, haben wir die Zeit genutzt und einen Ausflug nach Lençóis und den Chapada Diamantina Nationalpark zu machen. Neben Flüssen mit Wasserfällen, Höhlen mit strahlend blauen Seen, gab es vor allem Tafelberge und Canyons mit atemberaubenden Aussichten zu erkunden. Zurück in Salvador werden wir wohl doch 12 Stunden mit dem Bus nach Recife fahren müssen, da wir unser Flugticket immer noch nicht haben.

 

10.10.2011  Mit Delfinen baden

 

Olinda ist, im Gegensatz zu Recife, das an Sehenswürdigkeiten nicht viel zu bieten hat (im Reiseführer klang das alles viel besser und interessanter), ein hübsches kleines Städtchen. Das Beste ist ein Hügel mit drei Kirchen und einem Platz von dem man einen schönen Blick über Olinda und auf die Skyline von Recife hat. Wir verbrachten beide Abende auf dem Hügel, genossen den wundervollen Ausblick, probierten Tapioca in allen möglichen Geschmacksrichtungen und bekamen den stärksten Caipi aller Zeiten für nur R$ 3,50. Der Mensch hat so viel Schnaps rein gekippt, das hätte für vier gereicht.

Olinda
Olinda

Da Afrika nicht auf unserer Route liegt, haben wir einen Abstecher nach João Pessoa gemacht, welches tatsächlich genau so weit von Afrika, wie von São Paulo entfernt ist. Kaum in der Herberge angekommen, wurden wir von vier Brasilianern zum Churrasco eingeladen und haben den restlichen Tag, typisch brasilianisch, mit Essen und Trinken verbracht. Später kamen noch andere Gestalten dazu, die ähnlich schräg drauf waren, wie der Besitzer. Den zweiten Tag verbrachten wir am Strand und in der Hängematte.

Baía dos Golfinhos, Praia da Pipa
Baía dos Golfinhos, Praia da Pipa

Da uns Praia da Pipa empfohlen wurde haben wir auf dem Weg nach Natal dort noch einen Zwischenstopp eingelegt. Dort fanden wir nicht nur eine der schönsten Unterkünfte, sondern auch einen der schönsten Strände bisher, weshalb wir noch einen Tag länger, als geplant geblieben sind. In der Delfinbucht umrandet von roten Klippen konnte man tatsächlich mit Delfinen baden, die bis auf ein paar Meter heran geschwommen kamen. Ein eindrucksvolles Erlebnis.

Forte dos Reis Magos, Natal
Forte dos Reis Magos, Natal

Der Einladung zweier Brasilianer vom Churrasco folgend fuhren wir nach Natal. Dort angekommen, konnten wir, entgegen der sonst üblichen, nicht ernstgemeinten Einladungen, tatsächlich bei den beiden übernachten. Wir haben zusammen den größten Cashewbaum der Welt (aufgrund eines Gendefekts mit über 8000 m² Krone) besucht und waren abends in einer Bar mit Livemusik. Den Samstag verbrachten wir mit Freunden auf einer Granja (eine Art Landhaus mit sehr viel Land). Wieder war Churrasco und Caipi angesagt. Am Sonntag haben sie uns dann noch ein paar touristische Höhepunkte Natals gezeigt und den Nachmittag waren wir an einem schönen Strand mit hohen Sanddünen zum Baden. Den Ausflug mit dem Buggy oder auf Dromedaren haben wir uns gespart und die Dünen lieber zu Fuß erklommen – und dann wieder runter gerutscht. Das Wochenende in Natal war einmal etwas anderes, als das was wir sonst so sehen und erleben und wir konnten ein bisschen brasilianisches Leben und Kultur schnuppern. Außerdem haben wir sehr nette Menschen kennen lernen können.

 

18.10.2011  Ein Schauspiel der Natur

 

In Fortaleza machen viele Brasilianer gern Urlaub. Warum ausgerechnet hier, können wir nicht ganz nachvollziehen. Der Strand ist nicht gerade der schönste und die Stadt hat an Sehenswürdigkeiten auch nicht besonders viel zu bieten. Durchaus sehenswert ist allerdings die Kathedrale, besonders am Abend, denn da wird sie mit ständig wechselnden Farben angestrahlt. Auch der Fischmarkt ist recht interessant anzusehen, da kann man sich Fisch, Krabben, Langusten und anderes Meeresgetier quasi direkt vom Fischer kaufen und dann nebenan braten oder frittieren lassen. Enorm köstlich.

Catedral da Sé bei Nacht
Catedral da Sé bei Nacht

Nachdem wir unseren Airpass ja nicht bekommen hatten, haben wir bei einer anderen Agentur zum gleichen Preis ein Ticket von Fortaleza nach Manaus und dann nach Foz do Iguaçu gekauft. Kaum zu glauben aber auch daraus wurde nichts, da die Banken wegen Streiks gerade alle geschlossen sind. Einzige Möglichkeit zu bezahlen war das Geld in Lotterien auf das Konto der Agentur einzuzahlen. Das haben wir auch versucht, allerdings gibt es da ein Tageslimit und da wohl auch andere etwas auf dieses Konto eingezahlt haben, konnten wir nach mehreren Tagen des Versuchens am Ende 35 R$ zu wenig einzahlen und wir haben das Ticket nicht bekommen. Unser Geld bekommen wir aber wohl wieder. So konnten wir Manaus und den Amazonas leider nicht sehen. Es hat wohl nicht sollen sein.

Wir sind dann trotzdem zum Airport gefahren und haben versucht einen günstigen Flug irgendwo Richtung Süden zu bekommen, denn die zwischen 3 und 5 Tagen dauernde und auch nicht gerade billige Busfahrt nach Foz do Iguaçu wollten wir uns nicht antun. Die ganze Aktion ging aber mächtig nach hinten los, denn alle Flüge waren voll oder unbezahlbar. Also sind wir des nachts wieder zurück gefahren und haben in einer Pousada übernachtet. Am nächsten Morgen haben wir dann für die nächste Nacht einen einigermaßen günstigen Flug nach Foz do Iguaçu im Internet gebucht und den Rest des Tages auf dem Flughafen verbracht. Die Zeit wurde unter anderem durch die Ankunft von Flamengo mit Ronaldinho verkürzt. Ein Foto ist leider nicht geglückt, da sich die Leute wie verrückt auf ihn gestürzt haben. Nach weiteren fünf Stunden in Campinas auf dem Flughafen, kamen wir dann endlich in Foz an. Immer noch schneller als Busfahren.

Wasserfälle bei Foz do Iguaçu
Wasserfälle bei Foz do Iguaçu

An zwei Tagen haben wir uns die Wasserfälle auf der brasilianischen und argentinischen Seite angeguckt und auch beim zweiten Mal ist es immer noch ein absolut faszinierender und beeindruckender Anblick. Diesmal war das Wasser leider braun, da durch Waldrodung flussaufwärts bei hohem Wasserstand jede Menge Erde weggespült wird. Auch war die Insel unter den Fällen wegen des hohen Wasserstands gesperrt. Trotzdem haben wir viel Zeit mit dem Bestaunen dieser Naturgewalten verbracht. Weder mit Worten, noch Bildern, selbst mit einem Video ist es nicht möglich festzuhalten, wie unglaublich beeindruckend dieser Ort ist.

Morgen verlassen wir schweren Herzens Brasilien und setzen unsere Reise in Argentinien fort. Die nächsten Ziele für eine Rückkehr sind schon notiert, dann hoffentlich auch mit dem Amazonas.

NEWS

 

Die nächste Reise kommt bestimmt!

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